Tag 2 - schnell und unkompliziert helfen

Der Bulli ist leer. Zeit für Besorgungsfahrten!

Der Bericht über den heutigen Tag muss genau genommen am Dienstagabend starten. Denn wir haben euch gestern etwas vorenthalten. Starten wir also mit dem, was wir gestern noch nicht aussprechen wollten. Und das liest sich heute so:

Tag 1 endet also mit einem leeren Bulli. Das ist eine gute Nachricht. Nun aber die schlechte. Wir müssen die Mission abbrechen. Natürlich wegen Corona. Nicht aus Angst vor einer Ansteckung. Aber wenn wir uns die Entwicklung in Europa so ansehen, wächst mit jedem Tag die Wahrscheinlichkeit, dass wir nicht mehr wie geplant nach Deutschland zurückreisen können. Und keiner will, dass wir mit etwas Pech einige Wochen irgendwo festsitzen.

Auch auf Lesbos gibt es den ersten Corona-Fall. In Plomari, also schon noch einige Kilometer von uns entfernt. Aber die Angst vor einer Ausbreitung ist auch hier vorhanden. Und so lustig es auch ist, auch hier Toilettenpapierkäufe zu beobachten, umso weniger lustig ist die Vorstellung, dass der Virus sich zum Beispiel in Moria ausbreitet. Dann bricht hier einiges zusammen. Unter Umständen wird die Insel dann dicht gemacht. Das ist die eine Sache, die andere: Eigentlich müssen wir durch Italien und Österreich. Ihr habt es ja selbst gelesen. Nicht lustig.

Wir sind sehr traurig, dass wir fürs erste abbrechen müssen. Aber wir überlegen uns in Ruhe, was danach kommt.

Das haben wir uns anders vorgestellt.

Das waren die letzten Worte, wie wir sie dann doch nicht veröffentlicht haben. Aus zweierlei Gründen: Wir wollten keine Pferde scheu machen. Und vor allem wussten wir nicht, ob wir noch Platz auf der Fähre bekommen würden.

Und so begann der heutige Tag zunächst mit der Planung, was wir heute noch schaffen wollten. Wir wussten: Wave of Hope brauchen Werkzeug und Material für den Bau der neuen Schule. Dann wollten wir noch mindestens ein Projekt unterstützen, dass für Geflüchtete kocht. Damit haben wir schließlich schon in Idomeni guten Erfahrungen gemacht.

Da sich die Sache mit der Fähre, aber auch die Erreichbarkeit unseres Zimmervermieters schwierig gestaltete, entschieden wir, uns aufzuteilen. Herr Schoen macht Fähre, Orga und Pressearbeit und Monte und Peter fahren „einkaufen“.

An dieser Stelle teilt sich der Bericht. Ich - also Herr Schoen - blieb in der Unterkunft und konnte am Ende ja nach einiger Telefonierei den anderen irgendwann vermelden: Fähre geht klar. Irgendwann kam auch die Werkzeugliste. Gleich weiter an die Shopping Kings! Nur der Zimmervermieter ... irgendwann kam auch der um die Ecke und so konnte ich mit dem Taxi zum Camp Moria aufbrechen und hab mich gleich auf den Weg zur Schule gemacht. Dort wollte ich vor allem kurze Videosequenzen aufnehmen. Vom Camp, von der alten Schule, vom Bau der neuen ... ich durfte dann feststellen, dass der nächtliche Regen einiges mit dem Boden gemacht hat. Sprich: Saurutschig war es! Der erste Sturz ging in den Matsch. Der zweite auf Schotter. Jedes Mal kamen aus allen Ecken besorgte Menschen. Beim zweiten Mal hat man dann gemerkt, dass ich nicht nur gut fallen, sondern auch aufkommen kann. Sprich: außer ein paar Kratzern alles gut. Die große Klappe sollte ich mir aber abgewöhnen, denn den Spruch „Alle guten Dinge sind drei“ hab ich dann noch in die Tat umgesetzt. Auf Asphalt. Man muss alles mal ausprobiert haben. Dieses Mal haben dann aber schon einige gelacht. Nachvollziehbar. An dieser Stelle wurde unsere Reisegruppe wiedervereint. Aber da fehlt natürlich noch ein Stück. Monte und Peter waren ja auch aktiv. Ohne Fallen.

Zunächst einmal haben die beiden etwas sehr pragmatisches gemacht: Sie wollten Kanister kaufen, für Diesel. Plan: im Worst case durch Italien und Österreich ohne anzuhalten. Oder einmal über den Balkan. Ich vermute ja, wir können nun in 80 Tagen um die Welt reisen. In der Zwischenzeit trudelte dann auch die Werkzeug-Einkaufsliste ein. Also ab in den Baumarkt. An dieser Stelle soll ich erwähnen, dass wir eher über ein Werkzeugfachgeschäft reden. Und leider auch über eine Lage mitten in der Stadt. Bevor die beiden überhaupt vor dem Geschäft vorfahren konnten, musste mehr oder weniger erst mal die Bestuhlung eines Cafés an die Seite geräumt werden. Dann ging es in den Laden mit einer Fläche vergleichbar mit dem Windlicht. Die Einkaufsliste war für den Besitzer des Ladens mit Sicherheit ungewöhnlich. Aber laut Peter konnte er seine Freude gut verbergen.

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Nachdem alles verladen war, ging es sofort weiter. Die Helfer von No Border Kitchen standen in den Startlöchern und man traf sich am Hafen. Schnell wurde sich darüber ausgetauscht, was am besten hilft. Ein Großeinkauf? Oder vielleicht ein Guthaben beim Großhandel? Wie wäre es mit beidem? Also ab zu zwei Großhändlern, die sich auch darauf einließen ein Guthabenkonto über je 1000 € zu eröffnen und - wenn man schon mal da ist - auch gleich einen anständigen Großeinkauf tätigen!

Anschließend sind die beiden noch mit zum No Border Kitchen Standort gefahren und sind dort auf die Organisation Zaporeak gestoßen. Auch hier wird gekocht und zwar speziell für all diejenigen, die sich in Moria nicht lange anstellen können. Da die Zeit drängte, ließen die beiden auch hier etwas Geld da.

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Dann wurde es aber Zeit, nach Moria zu fahren um das Werkzeug und Baumaterial abzuliefern. Den O-Ton „Als wir dort ankamen, trafen wir auf einen völlig verdreckten Herrn Schoen“ gab es nicht, dafür aber ein Kamerateam aus Frankreich, dass sofort Lunte roch und fragte, was da gerade passiere. Man ist ja nett und freundlich und außerdem ist es wichtig, dass die Welt erfährt, dass nur durch Projekte wie das von Wave of Hope Dinge wie Schulbildung möglich sind. Was davon wohl im französischen Fernsehen landet? Man weiß es nicht. Das Werkzeug aber wurde sicher in einem verschließbaren Container verstaut und schon morgen geht es mit dem Bau weiterer Klassenzimmer weiter.

Leider rückte damit auch der Abschied näher. Schnell noch was essen am Hafen, rauf auf die Fähre und los. Natürlich ist man erleichtert, wenn man den ersten Schritt der Heimkehr gemacht hat. Aber ehrlich gesagt: Richtig gut fühlt es sich nicht an. Das war damals ins Idomeni schon so. Wir dürfen. Die anderen nicht. Und der letzte Blick gilt einem Boot der Marine, das anscheinend zu einer Art Unterkunft geworden ist für Geflüchtete, die in den letzten zwei Wochen nach Lesbos gekommen sind. Als Zyniker müsste man es „Hotel Europa“ nennen. Aber wer will schon zynisch werden. Es ist einfach ein grausames Bild. Und auch das nehmen wir nun mit nach Hause. Wann immer wir dort auch ankommen werden. Aber damit beschäftigen wir uns morgen. Heute ist Bilder sortieren in unseren Köpfen angesagt.

Ein Bild bleibt auch hängen. Bevor wir Moria heute verließen, fuhren einige Taxis am Eingang des Camps vor. Kinder wurden in die Taxis gesetzt, teilweise mit Mutter. Viele Tränen flossen. Was genau dort geschah können wir nur mutmaßen. Aber wenn wir uns vorstellen, dass Familien auf diese Art getrennt werden, wenn Kinder ausgeflogen werden, um in andere Länder gebracht zu werden, dann darf man sich schon fragen, ob das wirklich so gedacht ist. Will man wirklich nur die Kinder „rausholen“? Ohne ihre Familie? Würden wir Kinder alleine irgendwo hinschicken? Auf unbestimmte Zeit? Ohne eine Ahnung davon, was anschließend passiert? Vielleicht haben wir das Geschehen aber auch falsch interpretiert.

Aber was will man machen. Die Gedanken kreisen und kreisen und kreisen.

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